Wir lassen uns gerne von anderen Frauen inspirieren. In der Kategorie „Porträts“ möchten wir euch verschiedene beruflich-erfolgreiche MINT-Frauen, deren Lebensläufe sowie deren Perspektiven auf die digitale Zukunft vorstellen.
Vorbilder haben für uns schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Wir gehen auf die Reise, interessante Frauen zu befragen und hoffen, euch Einblicke in und Anforderungen innerhalb diverser Tätigkeitsbereiche aufzeigen zu können. Dennoch möchten wir euch ermutigen, euren eigenen Weg zu gehen.
Steckbrief Frau Bau:
Studium: BSC und MSc Bauingenieurwissenschaften, TU Berlin (BSc), ETH Zürich (MSc)
Eltern: keine Akademiker
Beruflicher Werdegang:
- während des BSc-Studiums ein Auslandjahr mit Erasmus in Lyon (Frankreich) —> Die Sprache konnte ich recht gut, nur mit dem Fachvokabular und dem stressigen Prüfungsmuster hatte ich so meine Probleme. Dafür klappte das mit dem Französisch am Ende super.
- Vorteil nach Lyon: Einige Kurse wurden anerkannt, mein Studium in Berlin dauerte dann noch zwei „entspanntere“ Jahre mit weniger Kursen und ich hatte meinen ersten Job nebenbei: Studentische Mitarbeiterin bei Hochtief (Bauunternehmen) auf der Baustelle eines neuen S-Bahn-Bahnhofs in Berlin. Zwei Jahre konnte ich dort Teilzeit und neben dem Studium schaffen.
- Master in Zürich: Ich musste 7 Grundlagenfächer des BSC-Studiums nachholen, damit die Zulassung zum Masterprogramm erfolgen konnte. Zusätzlicher Aufwand, der an einem zehrt und ein zusätzliches Semester fordert schon einiges ab.
- Neben dem Studium in ZH war ich als studentische Hilfsassistentin an einem Institut angestellt und habe nach dem Masterabschluss noch 6 Monate dort gearbeitet, da ich nicht recht wusste, in welche Branche ich gehen will.
- Bewerbungsgespräche in div. Gebieten des Bauwesens und nun bin ich seit 4 Jahren in einem Planungs- / Beratungsbüro in ZH tätig. Ein guter Mix aus Planung und Baustelle, tolle Großprojekte in der gesamten Schweiz.
Interview mit Frau Bau:
Frau Macht MINT: Warum haben Sie sich damals für diesen Studiengang entschieden?
Frau Bau: Interesse am Fach
Frau Macht MINT: Welches sind Ihre derzeitigen beruflichen Tätigkeitsgebiete und Verantwortlichkeiten?
Frau Bau: Termin-, Bauphasen- und Logistikplanung über alle Projektphasen (von der groben Planung bis zur Ausführung), Koordinative Aufgaben (Abstimmung und Planung mit Dritten und Unternehmern), Bauherrenunterstützung (Beratung / Koordination), Teilprojektleitung
Frau Macht MINT: Was schätzen Sie in Ihrer beruflichen Tätigkeit besonders? Wo liegen die Herausforderungen?
Frau Bau: Wir errichten grosse Infrastrukturbauten, damit jedermann schneller und einfacher von A nach B kommt. Wir planen und bauen, um die Welt ein bisschen einfacher für uns alle zu machen. Und man sieht, was man geschaffen hat. Das ist eine tolle, motivierende Sache. Leider ist unser Job kein Nine-to-Five-Business. In der Planung gibt es stressige Abgabephasen, wo Unterlagen fertiggestellt werden müssen und das immer gern unter Zeitdruck. In der Ausführung sind wir dann im Einsatz, wenn es der Unternehmer auch ist… also auch früh morgens, abends, nachts und an Wochenenden. Eine laufende Baustelle hat immer Überraschungen dabei, die sofort geklärt werden müssen und wir sind quasi rund um die Uhr erreichbar. Das ist für einen selbst belastend, aber auch für die Familie.
Frau Macht MINT: Gelingt es Ihnen Ihre beruflichen und persönlichen Lebensziele in Einklang zu bringen? Wenn ja, wie?
Frau Bau: Ja und Nein. Es gibt es stressige Phasen, wo das Privatleben hintenansteht. Aber es gibt auch ruhigere Phasen, wo ich früher nach Hause gehe und freie Nachmittage nehme. Ich versuche jeden Mittwochnachmittag ab 15 Uhr – wenn es geht – frei zu nehmen und etwas mit meinem Partner zu unternehmen.
Frau Macht MINT: Wohin wird sich Ihrer Meinung nach Mensch und Technologie entwickeln?
Frau Bau: Tolle Technologien werden das Leben der Menschen unterstützen und vereinfachen. Der Mensch muss dahingehend jedoch seine bisherigen sozialen Strukturen anpassen. Die Definitionen von Arbeiten, Altersvorsorge usw. werden sich ändern. Jobs, die es heute gibt, gibt es zukünftig vielleicht nicht mehr. Aber dafür werden neue Berufsfelder entstehen und in den Fokus rücken.
Frau Macht MINT: Welche Kompetenzen brauchen Ihrer Meinung nach Mitarbeiterinnen und Führungskräfte für den digitalen Wandel?
Frau Bau: unwahrscheinlich viel Sozialkompetenz, um Mitarbeiter von der Notwendigkeit bestimmter Schritte zu überzeugen, sie auf der richtigen Flughöhe abzuholen und ihnen gleichzeitig Wertschätzung für das, was sie bisher geleistet haben, zu zeigen. Viele Mitarbeiter sind überrumpelt von den neuen Anforderungen und Technologien, fühlen sich nicht mehr „benötigt“ und sind deprimiert darüber, dass sie nach z.B. 30 Jahren im Beruf neues lernen sollen und sich in ihren Gewohnheiten / Arbeitsabläufen völlig umstellen müssen.
Frau Macht MINT: Wie soll und kann Ihrer Meinung nach die Bildung für die digitale Transformation gestaltet werden?
Frau Bau: Das kann ich nicht beantworten. Die pädagogischen Ansätze gehen weit auseinander und ich kann mich nicht entscheiden, was ich persönlich für gut befinden soll.
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