Vorbilder sind wichtig. Sie helfen mir zu der Person zu werden, die ich gerne sein möchte und inspirieren mich dazu, wirklich etwas zu bewegen.
Wenn man sich sein Vorbild bewusst auswählt, kann die Person – egal ob aus dem öffentlichen oder privaten Umfeld – einen positiven Einfluss auf das eigene Leben haben und ermutigen, ein besserer Mensch zu werden. Da Vorbilder beeinflussen was man tut sollte man aber wählerisch sein.
Sprache, soziale Kompetenzen – fast alles erwerben Kinder in den ersten Lebensjahren, indem sie ihre Eltern imitieren. Kinder wählen sich gerne Modelle aus, die ihnen ähnlich sind. Mit ihnen können sie sich besonders gut identifizieren.
Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertocher, Momo sowie die Charaktere in den Geschichten von Janosch, sind die Helden meiner Kindheit. Ich las die Erzählungen, spielte sie mit den Freunden in der Nachbarschaft nach, habe innere Dialoge geführt und träumte von ihnen.
Freiheit, Abenteuer, Mut, Unangepasstheit, materielle Unabhängigkeit, Einklang mit der Natur, Emanzipation, Respekt, Freundschaft, Liebe, ungehemmte Gefühle, Verletzlichkeit und ursprüngliche Lebensfreude. Werte die mich prägten und mein ganzes bisheriges Leben beeinflussen.
Bewusst und unbewusst filtern Kinder mögliche Vorbilder nach Kriterien. Sie achten darauf, ob das Vorbild attraktiv ist, ob es etwas hat, das sie auch gerne besässen. Das kann Status, Einfluss, Erfolg oder eine bestimmte Fähigkeit sein. Aber auch in einer Gruppe von Kindern lässt sich dieses Phänomen beobachten. So schauen sich jüngere Kinder eher etwas von älteren ab als umgekehrt.
In der Pubertät habe ich mir Mädchen oder Frauen aus meinem sozialen Umfeld gesucht, die die Dinge besser konnten, die ich so gerne können wollte. Die Klassenkameradin die das Referat frei halten konnten, das Talent das im Orchester die erste Geige spielte, die Freundin die auf der Bühne überzeugte, die Lehrerin die in Italien studiert hat, die Schönheit von der Klasse 9a die bereits ihren eigenen Modestil entwickelt hat oder meine Tante die aussergewöhnlich gut töpfern und malen konnte. Ich habe ihr Verhalten analysiert und versucht sie zu übernehmen um besser zu präsentieren, auszusehen oder generell zu performen.
„Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen grossen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.“
Erich Kästner
Mit zunehmenden Alter interessierte ich mich für andere Fähigkeiten und die Vorbilder änderten sich. Dadurch lernte ich Neues. Von der strategischen Sozialarbeiterin, dem erstklassigen Barkeeper, der leidenschaftlichen Kuratorin und der Laborleitung.
Dank der Sozialarbeiterin betreute ich nicht nur mehr Kinder, ich leitete die Gruppe der Betreuer.
Dank dem Barkeeper schenkte ich nicht nur mehr Bier aus, ich machte klassische Cocktails.
Dank der Kuratorin stellte ich meine Installationen nicht nur mehr in Abrisshäusern aus, sondern ich wirkte bei der Entstehung eines Museums mit.
Dank der Laborleitung führte ich nicht nur noch die Labortests nach SOP aus, ich etablierte eigene Tests, lernte die Auszubildenden an und war die Verantwortliche für die Nachtschicht.
All das habe ich meinen Alltagshelden zu verdanken.
„Wollen Sie den Rest Ihres Lebens Zuckerwasser verkaufen oder die Chance haben, die Welt zu verändern?“
Steve Jobs
Irgendwann kommt man in ein Alter, in dem man nicht nur ausschliesslich anderen blind nacheifert, sondern sich seine Vorbilder in verschiedenen Lebensbereichen mit viel Bedacht aussucht. Wer bin ich? Was sind meine Interessen? Welche Fähigkeiten besitze ich? Wo möchte ich langfristig hin? Wie sehen mich die anderen?
Die Sympathie und die Beziehung entscheiden zudem, ob etwas gelernt wird. Von Menschen, die uns wichtig sind und denen wir uns emotional verbunden fühlen, schauen wir uns gerne etwas ab. Modelle sind ein Spiegel der eigenen Persönlichkeit und daher wichtig für die Entwicklung der eigenen Identität.
Mich beeindrucken Menschen die aufstehen, an ihre Kraft glauben, etwas aus ihrem Leben machen und etwas bewegen! Menschen die gegen den Strom schwimmen, sich nicht unterkriegen lassen, durchhalten und für ihre Ziele kämpfen. Menschen die Gutes tun und Menschen die geben.
„If you want to be successful, find someone who has achieved the results you want and copy what they do and you‘‘ll achieve the same results.“
Tony Robbins
Doch so wichtig Vorbilder sind, sie können auch schaden. Die Überhöhung einer Person bringt enorme Risiken und die übersteigerte Verehrung ist ein Zeichen für mangelndes Selbstbewusstsein. Wer nur kopiert und alles übernimmt verleugnet sich selbst und verliert die eigene Persönlichkeit. So entwickelt man sich nicht weiter, sondern wird nur zu einer schlechteren Version die es bereits gibt.
Und ohne es vielleicht zu wissen sind wir selbst Vorbilder. Sei es für kleinere Geschwister, Studierende, Berufsanfänger, Freunde oder die eigenen Kinder.
„Be who you needed, when you were younger.”
Oder auf Deutsch: „Sei die Person, die du selbst gebraucht hättest, als du jünger warst.“
Sich dabei immer vor Augen zu halten, dass man dabei auch Einfluss auf andere hat, bringt einen vielleicht dazu, noch einmal genau nachzudenken, wie man sein möchte und welches Bild man an andere vermitteln will. Denn unser Verhalten, Handeln und unsere Lebensweise hat nicht nur Auswirkungen auf uns selbst.
Anleitung
Und wie man Vorbilder auswählt.
1) Ziele. Erstelle eine Liste mit Zielen. Was möchte ich im Leben erreichen? Was sinddie nächsten Veränderungen die ich anstrebe? Welche Eigenschaften benötige ich?
2) Selbstbewusstsein. Ich vertraue auf meine Fähigkeiten. Ich mache mir bewusst, dass ich zu dem Menschen werden kann, der ich gerne sein möchte.
3) Suche. Ich suche gezielt nach Menschen, die die Eigenschaften besitzen, die ich erreichen möchte. Dabei ist mir Zielstrebigkeit sehr wichtig.
4) Auswahl. Ich wähle eine Person aus, dich mich darin bestärkt, ich selbst zu sein und die gut mit Menschen umgehen kann. Ich achte auf Charakterzüge wie Leidenschaft, Inspiration, Wertevorstellungen, Toleranz und die Fähigkeit, Hürden zu überwinden. Wichtig ist, dass die Person anders ist als ich selbst.
5) Lernen. Ich erfahre mehr über die Erfolge und Niederlagen der Person. Ich versuche die Person nicht zu imitieren und meinen eigenen Stil zu entwicklen.
» Sei der Grund, warum jemand an das Gute im Menschen glaubt.»
Karen Salmansohn
Ich wollte das stärkste Mädchen der Welt werden – heute bin ich eine starke Frau die jeden Tag von ihren Vorbildern lernt um die gesteckten Ziele zu erreichen und die gerne ein Vorbild sein möchte.
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